Das DWIH-Netzwerk im Jahr 2022

Veranstaltung in großem Saal © Barak Shrama

Weltweiten Austausch pflegen, auch angesichts globalen Wandels und schwerer Konflikte: ein Blick auf die Entwicklung des Netzwerks der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) im Jahr 2022.

„Unser Netzwerk verbindet weltweit, dass wir gemeinsam auf globale Fragestellungen reagieren. Das ist auch für das DWIH-Schwerpunktthema 2022, ‚Nachhaltige Innovationen‘, entscheidend.“ Dr. Ursula Paintner, für die DWIH zuständige Direktorin der Abteilung Kommunikation im DAAD, sieht das Netzwerk gut aufgestellt angesichts der Aufgabe, unterschiedliche Innovationskulturen zu verbinden und über Ländergrenzen hinweg zu stärken. „Wir können Herausforderungen wie dem Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung nur wirksam begegnen, wenn wir ein wechselseitiges Verständnis unserer Innovationskulturen haben“, sagt Paintner. „Um globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen, müssen wir wissen, wie in den jeweiligen Ländern an Neuentwicklungen gearbeitet wird – und dafür ist die Präsenz vor Ort wesentlich.“ Dementsprechend war die Eröffnung des DWIH San Francisco im April 2022 ein wichtiger Schritt, der dem Netzwerk noch einmal neue Möglichkeiten eröffnet hat.

Neuanfang in San Francisco

„Das DWIH San Francisco weckt mit seiner unmittelbaren Nähe zum Silicon Valley und den kalifornischen Spitzenuniversitäten besonderes Interesse bei deutschen Institutionen“, berichtet Tabea Kaiser, Leiterin der DWIH-Geschäftsstelle im DAAD. Zugleich hat der neue Standort bereits für Aufsehen in der kalifornischen Innovationslandschaft gesorgt – und seine Eröffnungsgala mit zahlreichen Gästen in San Franciscos Exploratorium (Foto oben) markierte zudem einen Neuanfang nach den verschiedenen Einschränkungen der Corona-Pandemie. „Man kann sagen, dass die DWIH 2022 ins postpandemische Zeitalter gestartet sind, auch wenn die Einschränkungen in den einzelnen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten gelockert wurden“, sagt Ursula Paintner. Die Corona-Pandemie hat das Netzwerk verändert: „Die Arbeit der Häuser ist digitaler geworden“, so Paintner. „Und gleichzeitig wird der Wert von persönlichen Begegnungen bei Veranstaltungen vor Ort nun von unseren Zielgruppen noch einmal besonders geschätzt.“

Tabea Kaiser
Tabea Kaiser: „Wir sind längst ein multilaterales Netzwerk“

Die digitalen Möglichkeiten nutzt das globale DWIH-Netzwerk gleichwohl intensiv: „Die Häuser registrieren, dass sie mit ihren Onlineformaten schnell und effizient ein großes Publikum ansprechen können“, sagt Tabea Kaiser. „Das sehen wir zum Beispiel, wenn sich für eine Onlineveranstaltung des DWIH New York Interessierte aus den USA ebenso anmelden wie aus Europa und Afrika.“ Auch ließen sich internationale Referentinnen und Referenten für die digitalen Events oft unkomplizierter gewinnen. Ursula Paintner betont: „In den letzten Jahren haben die DWIH vermehrt gemeinsame, länderübergreifende Onlineveranstaltungen angeboten. Diese Vernetzung wollen wir auch künftig weiter ausbauen.“ Hinzu kommt, dass durch den kalifornischen Neuzugang im DWIH-Netzwerk eine extreme Bandbreite von Zeitzonen gegeben ist – von San Francisco bis Tokyo – und der direkte digitale Austausch innerhalb des Netzwerks noch einmal an Bedeutung gewonnen hat. „Wir sind längst ein multilaterales Netzwerk, das weltumspannend aktiv ist“, sagt Tabea Kaiser.

Ursula Paintner
Ursula Paintner: „Wir benötigen den weltweiten Austausch“

Multilateralismus, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, verbindender Austausch: Diese von den DWIH vertretenen Werte stehen in Zeiten zunehmender internationaler Konflikte vermehrt unter Druck. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zu starken Einschränkungen für die Arbeit des DWIH Moskau geführt, das aber nach wie vor Teil des Netzwerks der Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser ist. „In Moskau zu bleiben, war im Jahr 2022 eine bewusste Entscheidung“, sagt Ursula Paintner. „Deutschland ist mit seiner Forschungs- und Innovationslandschaft nach wie vor ein offenes Land für Russinnen und Russen, aber mit russischen staatlichen Institutionen ist aktuell keinerlei Zusammenarbeit vorstellbar. Grundsätzlich gilt jedoch, dass wir weltweit den Austausch benötigen, um Antworten für die Zukunft zu finden.“

Johannes Göbel