Künstliche Intelligenz: Mensch und Gesellschaft im Fokus

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Künstliche Intelligenz ist eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien unserer Zeit. Die Forschung hat dabei eine wichtige Aufgabe. Gerade weil die technologische Entwicklung so rasant fortschreitet, geht es darum, neben den konkreten Potenzialen auch die Risiken für den Menschen im Blick zu behalten. Diesem Fokus widmen sich auch die Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäuser (DWIH) in ihrem gemeinsamen Schwerpunktthema für das Jahr 2024.

Dass KI-Systemen ein enormes, transformatives Potenzial innewohnt, war Expertinnen und Experten schon lange klar. Dennoch ist es überraschend, wie schnell die technologische Entwicklung voranschreitet. Im November 2022 stellte das US-amerikanische Unternehmen OpenAI sein KI-System GPT (Generative Pretrained Transformer) mittels Chat-Funktion einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Seitdem setzen sogenannte generative KI-Programme wie ChatGPT neue Maßstäbe, was intuitive Bedienbarkeit, Qualität und Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz angeht. Klimaschutz, Bildung, Mobilität, Gesundheit – kaum ein Anwendungsfeld, in dem KI nicht schon heute zum Zuge kommt und in Zukunft maßgeblich an Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit beteiligt sein wird.

Potenziale erkennen, Risiken minimieren

Die rasante Entwicklungsdynamik im Bereich Künstlicher Intelligenz birgt allerdings auch Risiken. Wie jede weltverändernde Technologie ist sie ein Werkzeug, das viel Gutes bewirken, aber ebenso für Ziele missbraucht werden kann, die Menschen und ganzen Gesellschaften schaden. Als massives Sicherheitsrisiko für die Zivilgesellschaft gelten inzwischen Desinformationskampagnen, die mithilfe Künstlicher Intelligenz stark an Einfluss gewonnen haben. Mit KI-generierten manipulierten Nachrichteninhalten, sogenannten Deepfakes, wird jetzt schon versucht, die öffentliche Meinung im Vorfeld von Wahlen zu beeinflussen oder Unruhen zu schüren. Ein weiteres Risiko ist die aktuell hohe Machtkonzentration von KI-Forschung in den Händen einiger weniger Unternehmen. Je mehr KI-Technologie zu einem integralen Bestandteil des menschlichen Lebens wird, desto schwieriger wird es, KI-Anwendungen entwicklungsoffen zu gestalten.

„Forschung und Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) führen mit enormer Geschwindigkeit zu disruptiven Entwicklungen und eröffnen unerwartete Möglichkeiten, etwa menschen-ähnliche Sprache durch Sprachmodelle wie ChatGPT. KI-Systeme haben ein großes Innovationspotenzial, bergen aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften aber auch neue Gefahren und Risiken für Individuen und die Gesellschaft. Um die großartigen Möglichkeiten von KI zum Wohle der Gesellschaft einsetzen zu können, brauchen wir nun einen internationalen Konsens über ethische Grundprinzipien und zum verantwortungsvollen Umgang mit KI-Systemen.“
Prof. Dr. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

Es ist wichtig, diesen Risiken durch transparentes, regel- und wertebasiertes Agieren zu begegnen, zu dem sich Deutschland und seine europäischen Partner bekennen. Das im Dezember 2023 vorgestellte KI-Gesetz der EU ist das weltweit erste, umfassende Gesetzespaket für Künstliche Intelligenz. Generative KI-Systeme sollen demnach je nach Risikoklasse bestimmte Pflichten bekommen, zum Beispiel beim Weitergeben von Informationen, bei der Risikoanalyse und beim Dokumentieren der Daten, mit denen die KI trainiert wird. Nur so können fundamentale Grundrechte vor technologischer Vereinnahmung geschützt werden.

Die DWIH nutzen 2024 die Gelegenheit, an den jeweiligen Standorten mit lokalen Akteurinnen und Akteuren in einen Dialog zu treten und gemeinsam die Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz für den Menschen und die Gesellschaft auszuloten. Dabei kommt vor allem die Stärke des weltumspannenden Netzwerks zum Tragen: So global viele Herausforderungen sind, für die KI-Technologie spannende Lösungsansätze bietet, so entscheidend ist es, in einem gemeinsamen, internationalen Engagement dafür Sorge zu tragen, die Technologie an ihrem Nutzen für die Menschheit auszurichten.